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3-Meister der italienischen Kunst-Videokonferenz: Caravaggio: Amor Vincit Omnia

Caravaggio, dieser Gigant der italienischen Malerei des 17. Jahrhunderts, hebt zum Ende des 16. Jahrhunderts das gesamte System der künstlerischen Darstellung aus den Angeln. Es gibt keine Geschichte, es gibt keinen Mythos, es wird nicht der Mensch und sein Herrschaftsverhältnis gegenüber der Natur gefeiert. Stattdessen wird die nackte Realität eingefangen, um sich an ihrer erhabenen Unvollkommenheit zu erfreuen, mit dem Ziel die Schönheit und das Drama der Existenz zu enthüllen. Caravaggio komponiert künstliche Szenen mit der Haltung eines Fotografen, indem er das Licht in die Dunkelheit eindringen lässt, um durch eine hyperrealistische Illusion die Materie zu beleuchten. Von Michelangelos erotischer Sublimierung befreit, untersucht der lombardische Künstler offen die zweideutige Sinnlichkeit der Adoleszenz, indem er Liebhaber und sehr junge Modelle im Rom des frühen 17. Jahrhunderts „in Pose setzt“. Zum ersten Mal inszeniert ein Maler die Wirklichkeit ohne Überbauten und es gelingt ihm, aus einem Korb voller Früchte ein künstlerisch wertvolles Sujet zu machen sowie in Italien das „Stillleben“ einzuführen. Welchen Sinn hat die Welt, was ist das Wesen der natürlichen Dinge und Lebewesen? Caravaggio liefert keine theologische, historische oder literarische Interpretation für dieses ewige Enigma, sondern erschafft im Gegenteil eine Illusion, eine Manipulation der Materie und des menschlichen Körpers, womit er praktisch die Epoche des Barock einleitet, dessen Fiktion, Extravaganz und Pessimismus in Bezug auf die menschliche Erlösung zu einer tief verwurzelten kulturellen und künstlerischen Basis werden sollte. So wie sich der von ihm gemalte Narziss im Spiegelbild des Teiches betrachtet und sich wahnsinnig liebt, so verliebt sich Caravaggio in sich selbst und stellt sich in vielen seiner Figuren dar, bis ihn schließlich dieselbe göttliche Nemesis erreicht, die dem jungen Mann in der Mythologie widerfährt, der sich das Schicksal eines vom Unglück verfolgten Flüchtigen selbst auferlegt. Der schrecklich vom Tod aufgewühlte und abgetrennte Kopf des Goliath stellt in einem seiner letzten Gemälde Caravaggio selber dar, welcher sich am Ende als ein von seiner eigenen Kunst zerrissener Künstler sah, dessen Kunst wiederum als ein großartiges, visionäres zwischen den Vorhängen der Bühne der Existenz konzipiertes Gebilde war.

Hier ist der Link mit dem vierten Termin mit Francesco di Ciaula und Caravaggio:

Italien in Düsseldorf

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