Dank der Unterstützung des Italienischen Kulturinstituts Köln hatte di DIG, gemeinsam mit dem Verein Italia Altrove, am Freitag, den 13. Juni 2025, die Ehre und das Vergnügen, den berühmten Reisenden, Schriftsteller und Journalisten aus Triest, Paolo Rumiz, bei uns zu Gast zu haben. Er befindete sich in Deutschland, um in mehreren Städten sein neuestes Buch „Eine Stimme aus der Tiefe“ vorzustellen, das im März dieses Jahres vom österreichischen Verlag Folio veröffentlicht wurde.
Ausnahmsweise handelt es sich dabei um eine wortgetreue Übersetzung des Titels: Die italienische Originalausgabe, die bereits 2023 veröffentlicht wurde, trägt den Namen „Una voce dal profondo“. Die deutsche Fassung stammt von Karin Fleischanderl, einer erfahrenen Übersetzerin, die nicht nur frühere Werke von Rumiz, sondern auch Bücher bekannter italienischer Autoren wie Antonio Tabucchi und Giancarlo De Cataldo ins Deutsche übertragen hat.
Die deutsche Ausgabe des Buches enthält zudem eine vereinfachte Karte Italiens, die den nicht-italienischen Leserinnen und Lesern Einblick in die Erdbebenaktivität des Landes gibt – wie Paolo Rumiz selbst in seinem Vorwort erklärt, einem Text, der in der italienischen Originalausgabe nicht enthalten ist und exklusiv für das deutschsprachige Publikum verfasst wurde.
Die Veranstaltung wurde von der Journalistin Luciana Mella moderiert und von der Dolmetscherin Marisa Manzin ins Deutsche übersetzt – zwei sehr bekannte Persönlichkeiten in Düsseldorf.
Im Saal war außerdem Aspasia Ouliou anwesend, Inhaberin der Buchhandlung Bibliomagia – die einzige in der Stadt, die sich nicht nur auf deutsche, sondern vor allem auf italienische, spanische, französische, griechische und englische Bücher spezialisiert hat, mit besonderem Augenmerk auf Kinderliteratur und Spiele. Dank ihr war es möglich, vor Ort Bücher des Autors – sowohl auf Italienisch als auch auf Deutsch – zu erwerben.
Und nun zum eigentlichen Abend:
Paolo Rumiz, ein Mann mit kultiviertem Auftreten und höflicher, ruhiger Präsenz, erzählte uns, dass er dieses Buch in erstaunlich kurzer Zeit und mit großer Leidenschaft geschrieben habe – gezwungen, zu Hause zu bleiben, während er sich von einem Unfall erholte.
In einer sorgfältig komponierten, stilistisch anspruchsvollen und dennoch angenehm lesbaren Sprache schildert Rumiz die Stationen seiner Reise von Sizilien bis nach Friaul – eine Spurensuche entlang der Mythen, Legenden und Glaubenswelten, die sich über Jahrhunderte hinweg in einem Land herausgebildet haben, das mit Vulkanen und ständigen Erdbeben lebt.
Wäre das italienische Volk ebenso wortgewandt, lebendig und expressiv, wenn es nicht auf einem ständig in Bewegung befindlichen Boden stünde?
Wären die italienischen Landschaften ebenso anmutig und vielfältig, wenn sie nicht von tektonischen Kräften geformt worden wären – wenn nicht vulkanische Asche die Erde fruchtbar gemacht hätte?
Wären manche der antiken Bauwerke überhaupt bis in unsere Zeit erhalten geblieben, wenn sie nicht in dem tiefen Bewusstsein für die ständige Gefahr von Erdbeben errichtet worden wären?
Mit solchen Fragen regte uns Paolo Rumiz zum Nachdenken an. Außerdem erzählte er anschauliche Anekdoten, eröffnete immer wieder neue Perspektiven auf Gegenwart und Vergangenheit und beleuchtete dabei auch die Widersprüche der heutigen Zeit.
„Eine Stimme aus der Tiefe“ ist ein Reisebericht der besonderen Art – eine ungewöhnliche Art des Unterwegsseins: eine literarische Bewegung entlang der tektonischen Linien des italienischen Bodens, von Süden nach Norden, getragen vom Rhythmus der Erde.
Mit drei charismatischen Persönlichkeiten auf der Bühne – Paolo Rumiz, Luciana Mella und Marisa Manzin – verging der Abend wie im Flug. Das Gefühl blieb, nur einen flüchtigen Blick in das reiche Erinnerungsarchiv von Paolo Rumiz geworfen zu haben.
Erwähnenswert ist zudem, dass Rumiz die deutsche Sprache sehr gut beherrscht. Er folgte aufmerksam dem gesamten Gesprächsverlauf, und ergänzte gelegentlich die Verdolmetschung ins Deutsche, Vor allem für das deutsche Publikum, das – gemessen an der großen Zahl italienischer Besucher, die Rumiz mit Begeisterung applaudierten – nur in geringer Zahl vertreten war.
Denn während Rumiz in der deutschsprachigen Literaturlandschaft einer unter vielen internationalen Autoren ist, gilt er in Italien als echte Institution – hochgeschätzt, verehrt, gelesen.
Dementsprechend groß war die Resonanz aus der italienischen Community: Viele kamen, um ihn zu hören, und zeigten sich dankbar, dass DIG und Italia altrove diesen bedeutenden Schriftsteller in unsere Region geholt und seine Anwesenheit für alle zugänglich gemacht hatten – greifbar, erlebbar, nah.
Fast selbstverständlich folgte eine lange Signierstunde, in der Paolo Rumiz mit Freundlichkeit und Neugier das Gespräch mit allen suchte – eine Begegnung, die vielen noch lange in Erinnerung bleiben dürfte.
Es bleibt zu hoffen, dass es künftig erneut gelingt, Autorinnen und Autoren dieses Formats auf die Bühnen unserer deutsch-italienischen Kulturvereine zu holen.
Denn solche Abende erinnern uns daran, dass Italien weit mehr ist als Pizza, Maccheroni und das süße Nichtstun an sonnigen Seen – es ist auch ein Land tief verwurzelter Kultur, feinsinniger Literatur und handwerklich gefertigter Erzählkunst jenseits des Mainstreams.










